Schneller Blitz – Langsame Verschlusszeit

Eine Belichtung mit Blitzlicht wird immer von zwei Lichtarten bestimmt. Beim Wettlauf um das fertige Foto liefern sich Umgebungslicht und Blitzlicht eine Schlacht um die Anteile. Tatsächlich entscheiden Sie als Fotograf, wer die Nase vorn hat. Blitzlicht wurde erfunden, weil die frühen fotografischen Materialien nicht lichtempfindlich genug waren. In Innenräumen verwendeten Fotografen Magnesiumpulver, dass sie in einer Schiene in Form einer Minidachrinne entzündeten, um genug Licht zur Belichtung zur Verfügung zu haben. Von Lichtführung oder nur einer angemessenen Steuerung der Lichtmenge war noch keine Rede. Hell musste es sein. Wenn Fotografen heute ihre ersten Fotografien mit Blitzlicht erstellen, sind sie meist enttäuscht. Die Lichtverteilung gefällt Ihnen nicht und die Schatten sind zu hart. Rote Augen und dunkle Hintergründe ergänzen die Unzufriedenheit und fördern die Ablehnung des Blitzlichts. Moderne, in die Kamera integrierte Belichtungsautomatiken haben das Leiden gelindert, sind aber nicht so perfekt, dass eine Blitzglückseligkeit entsteht.

Eine Blitztechnik, die sich ein wenig vom konventionellen Blitzen abhebt ist der schnelle Blitz kombiniert mit einer langen Verschlusszeit. Für die Freunde des Anglizismus nennen wir es Neudeutsch „Dragging the Shutter“. Bei einer Belichtung, die mit einem Blitz stattfindet, können sie das Umgebungslicht mit der Verschlusszeit und das Blitzlicht mit der Blende steuern. Dies hat seine Grenzen in der Synchronzeit der Kamera (kürzer geht’s nicht), der Leistungsfähigkeit des Blitzes (heller geht’s nicht) und der kleinsten einzustellenden Blende (dunkler wird’s nicht). Die Aufnahme oben macht die zwei Belichtungsanteile deutlich. Neben einem Wischeffekt, der durch Drehen der Kamera während der Belichtungszeit von 1/5 Sekunde zustande kam, gibt es ein scharfes Kernbild, das durch die sehr kurze Blitzbelichtung von ca. 1/1000 Sekunde eingefroren wurde. Beide Belichtungsanteile finden immer in einem Verschlussöffnungsvorgang statt.

Der Klassiker ist nicht die bewegte Kamera, sondern das bewegte Objekt. Sie kennen alle Fotos von fahrenden Autos, deren Lichter als Streifen dargestellt und zusätzlich das Fahrzeug noch scharf abgebildet wird. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:

Das Blitzen auf den ersten Verschlussvorhang bewirkt, dass der Blitz zu Beginn der längeren Umgebungslichtbelichtung ausgelöst wird und die Lichtstreifen des fahrenden Autos erst nach der eingefrorenen Belichtung aufgezeichnet werden. Sie bilden sich damit vor dem Fahrzeug ab.

Findet die Blitzbelichtung auf dem 2. Verschlussvorhang statt, werden erst die Lichtstreifen aufgezeichnet und dann wird abschließend das Fahrzeug eingefroren. Die Abbildung erscheint logisch, da sich die Lichtstreifen hinter dem Auto befinden.

Die Technik des schnellen Blitzes mit langsamer Verschlusszeit und Synchronisation auf den 2. Verschlussvorhang findet auch häufig in der Eventfotografie Anwendung. Tanzende Menschen kommen z.B. aus einer verwischten Bewegungsunschärfe und werden am Ende des Bewegungsablaufs mit dem Blitz zusätzlich eingefroren und dort scharf abgebildet.

Samba

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