Wenn es um den Umgang mit der Erstellung einer Aufnahme geht, können wir zwischen Mengenshootern und Einzelshootern unterscheiden. Manche Fotografen lösen fast im Dauerfeuer aus, andere erstellen mit Ruhe einige, wenige Aufnahmen. Diese Vorgehensweisen können je nach Motiv oder Auftrag unterschiedliche Bedeutung haben. An einigen Beispielen möchte ich beide Herangehensweisen vorstellen.
Ein kleiner Rückblick
Zur Zeit der analogen Fotografie wurde auf Film belichtet. Das war zeitaufwändig (Entwicklung, etc.) und teuer. Durch die fehlende sofortige Kontrolle einer Aufnahme wurden dann schon mal aus Sicherheitsgründen zusätzlich Aufnahmen erstellt. Hierbei wurde auch darauf geachtet, dass wichtige Aufnahmen auf unterschiedlichen Filmen vorhanden waren. So wurde zuerst der eine Film entwickelt und falls bei der Entwicklung alles gut gegangen war, wurde der Sicherheitsfilm hinterhergeschickt. Bei Fehlern in der Entwicklung des ersten Films konnte man den zweiten Film nochmal unter anderen Bedingungen entwickeln. Somit gab es praktisch keine Ausfälle durch die Verarbeitungsprozesse. Das entsprechende Filmmaterial musste logischerweise vorher belichtet werden und dann kam es bei Aufträgen auch schon mal zu Belichtungsorgien.
Unterschiedliche Aufnahmen von gleichen Motiven
Bei Werbeaufnahmen mit Modellen bieten gute Modelle, falls vom Fotografen gewünscht, unterschiedliche Posen an. Diese können auch im Sinne eines Flow-Posing nuanciert ausfallen. Manchmal entscheidet eine minimal andere Kopfhaltung über das Foto, das für die Kampagne ausgewählt wird. Auch unter diesen Bedingungen wird in der Regel viel fotografiert. Sie kennen alle die Filmaufnahmen von solchen Sessions, bei denen in der Regel ein Blitzlichtgewitter stattfindet. Ist der Kunde nicht anwesend, ist es ratsam, lieber eine Aufnahme zu viel als eine zu wenig gemacht zu haben.
Gleiche Aufnahmen von gleichen Motiven
Bei der Objektfotografie sieht die Sache hingegen schon wieder ganz anders aus. Hier wird so wie bei fast allen statischen Motiven verfahren. Es wird auf ein Ziel hingearbeitet. Am Ende gibt es die Umsetzung einer Grundidee und vielleicht noch zwei Alternativaufbauten. Hier macht es Sinn auch zwei oder drei Aufnahmen von jedem Motiv anzufertigen, um die Unbrauchbarkeit einer Datei auszuschließen. Ähnliches gilt z.B. auch bei der Architekturfotografie, weil hier oft bestimmte Lichtstimmungen gewünscht sind und den Fotografen dadurch auch nicht unbedingt unzählige Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Unterschiedliche Aufnahmen von unterschiedlichen Motiven
Für diesen Bereich möchte ich beispielhaft die Reisefotografie heranziehen. Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Städtereise nach London. Städte dieses Kalibers haben eine derartige Vielfalt an Motiven, dass sehr häufig auf den Auslöser gedrückt wird. Hinzu kommt, dass auch durch die begrenzte Zeit am Ort das Aufnahmevolumen steigt. Es handelt sich aber immer um andere Motive. Bei allen Varianten der letzten beiden Abschnitte ist ein Mengenshooting also eigentlich unangebracht.
Der obsessive Auslösezwang
Dies ist ein fotografisches Verhalten, dass häufig bei Einsteigern zu beobachten ist. Manchmal behalten Fotografen dieses Verhalten aber ihr Leben lang bei. Getrieben von der Lust, einen Auslöser zu bedienen, fotografieren Menschen alles Mögliche unter katastrophalen Bedingungen. Meist gefallen diesen Menschen ihre Aufnahmen hinterher auch nicht aber sie konnten der Lust des Auslösens fröhnen und sich dadurch zumindest im Augenblick des Auslösens Zufriedenheit verschaffen. Eine gute Planung kann hier eine Lösung sein.
Fazit
Mengenshooting oder Einzelshooting haben beide ihre Berechtigung. Am Ende kommt es darauf an, ob der Fotograf erkennt, wann er welche Methode anwenden sollte. Trotzdem muss auch berücksichtigt werden, dass unterschiedlichen Fotografen auch unterschiedliche Arbeitsweisen liegen. Diese sind dann nur nicht unbedingt effektiv. Beobachten Sie mal Fotografen in Ihrem Umfeld unter diesen Gesichtspunkten. Sie werden überrascht sein.