Die amerikanische Nacht ist ein Film von Francois Truffaut, dessen dramaturgischer Handlungsbogen sich um die Erstellung eines Films dreht. In diesem Meisterwerk geht es auch um die Erstellung einer Nachtszene, die am Tage gedreht wird. Diese Technik, eine Erfindung Hollywoods, wurde so realisiert, dass ein Blaufilter vor das Objektiv gesetzt und das Filmmatrial unterbelichtet wurde. Eine andere Bezeichnung für amerikanische Nacht ist der Begriff Day-for-Night.
Schon bei der Aufnahme
Es gibt natürlich auch Verfahren mit digitaler Bildbearbeitung, aus einer bei Tageslicht aufgenommenen Szene eine Nachtaufnahme zu machen. Hier geht es aber um die Erstellung einer Nachtaufnahme in der Kamera. Hierbei haben sie einen größeren Spielraum bei der Anpassung der Aufnahme.
Die Aufnahmesituation
Für die Umsetzung dieser Technik sollten Sie auf jeden Fall einen Tag auswählen, an dem der Himmel bewölkt ist. Eine Stimmung mit Sonnenlicht und harten Schatten ist in den meisten Fällen kontraproduktiv. Blauer Himmel bei gleichzeitiger Position der Sonne hinter einer Wolke lässt sich aber gut realisieren. Die jetzige Jahreszeit ist auf jeden Fall gut geeignet, damit Sie diese Technik ausprobieren können. Den Himmel sollten Sie dabei aber nicht zu dominant in Ihre Komposition einarbeiten. Hier habe ich einen alten Garagenhof gewählt, da ich den Kontrast von Mauerwerk und hellen Toren förderlich fand. Bei dieser Techik sollten Sie bei der Auswahl des Motivs in schwarzweiß denken, da bei der Unterbelichtung auch die Kraft der Farben verlorengeht.
Der Weißabgleich
Die oben beschriebene Blaufiltertechnik können Sie einfach mit dem Weißabgleich regeln. Stellen Sie diesen auf Glühlampenlicht oder Leuchtstoffröhrenlicht oder probieren Sie Einstellungen von 2800 Kelvin bis 4000 Kelvin in Ihren manuellen Einstellungen aus. Damit erreichen Sie die notwendige Blautonung der Aufnahme. Der Kelvinwert der obigen Aufanhme lag bei ca. 7000 K. Die amerikanische Nacht wurde mit der Einstellung auf Leuchtstoffröhrenlicht erstellt. Dieser Wert liegt bei der verwendeten Kamera bei 4000 K. Der Weißabgleich wurde in Lightroom nicht mehr korrigiert, es steht Ihnen aber offen, noch Korrekturen am Weißabgleich vorzunehmen.
Vorteil alter Kameras
Wenn Sie noch über eine ältere Kamera verfügen, die über nicht so tolles Rauschverhalten verfügt, können Sie mit einem hohen ISO-Wert fotografieren. Damit bekommen Sie einen der Filmkörnung nachempfundenen Effekt in Ihre Aufnahmen. Sie müssen allerdings darauf achten, dass Sie die unten beschriebenen Unterbelichtungen dann noch realisieren können.
Die Belichtung anpassen
Messen Sie die Belichtung vorzugsweise mit einem Handbelichtungsmesser oder mit Ihrer Kamera. Bei Kameramessung empfehle ich Ihnen die manuelle Einstellung. Wählen Sie die Blende so, dass Sie Ihre gewünschte Schärfentiefe erreichen. Nun verkürzen Sie die gemessene Belichtungszeit um eine Stufe und erstellen dann eine Belichtungsreihe von 9 weiteren Fotos, die Sie jeweils um 1/3 Stufe knapper belichten. Damit haben Sie Belichtungen von -1 bis -4 Lichtwerte. Für die folgende Aufnahme wurde eine Unterbelichtung von -3 1/3 Belichtungswerten gewählt. Die Tageslichtaufnahme entstand mit 1/50 Sek. bei Blende 8 und die amerikanische Nacht entstand mit 1/500 Sek. bei Blende 8. Die Häuser im Hintergrund wurden zusätzlich in Lightroom mit einem linearen Verlauf abgedunkelt. Wäre dort nur Himmel gewesen, hätte auch dieser abgedunkelt werden müssen.