Hier sind also die Antworten zum Fotografie-Quiz 2021. Wegen der besseren Übersichtlichkeit habe ich die Fragen nochmal mit in den Beitrag genommen. Ich hoffe, es war nicht zu leicht und Sie hatten Spaß bei der Lösung. Die Fragen aus vielen Teilbereichen machen auch deutlich, dass die Fotografie ein sehr weites Feld ist – und viele Themenbereiche waren noch gar nicht berücksichtigt. Los geht’s.
- Was ist die einzige Möglichkeit, die Empfindlichkeit eines Schwarzweißfilms zu steigern ohne den Kontrast zu verändern?
Die Entwicklungszeit verlängern, wäre die falsche Antwort gewesen, da dies auch eine Kontraststeigerung bewirkt hätte. Die einzige Möglichkeit, die Empfindlichkeit zu steigern, erreichen Sie mit der sogenannten stehenden Entwicklung. Es gibt Kippentwicklung, Rotationsentwicklung, Hängerentwicklung und eben die stehende Entwicklung. Bei dieser wird der Film über längere Zeitintervalle im Entwickler stehengelassen und nur selten bewegt. Dies hat zur Folge, dass sich der Entwickler in den Bereichen, wo er an reichlich belichteten Oberflächen des Films anliegt, schneller verbraucht, da mehr Potenzial von ihm bei der Umwandlung der Silberkristalle gefordert wird. In den Schattenbereichen wirkt er somit länger und kitzelt im Durchschnitt 1/3 Blende mehr Empfindlichkeit aus dem Film. Die stehende Entwicklung können Sie nicht bis ins Unendliche treiben, da Sie bei sehr langen Standzeiten mit Fleckenbildung im Negativ rechnen müssen. - Wieviel Licht kommt an einem Objekt noch an, wenn der Abstand der Lichtquelle zum Objekt von 0,5 m auf 1,5 m erhöht wird?
Hier geht es um das Abstandsgesetz, dass ich lieber Lichtabfallgesetz nenne, da Sie damit die Reduktion der Lichtmenge unterschiedlicher Abstände von Leuchtmitteln zu einem gegebenen Objekt berechnen können. Im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch wird es Inverse Square Law genannt (etwa Umkehrungs-Quadrat-Gesetz), was auf den Aufbau der Fomel verweist. Bei den Beispielzahlen oben können Sie natürlich mit den gegebenen Werten rechnen – einfacher wäre es jedoch, die Zahlen mit dem Faktor 2 auf natürliche Zahlen zu bringen. Der Lichtabfall ist nämlich der Gleiche, wenn Sie das Leuchtmittel von 1 m auf 3 m stellen. Gerechnet wird in diesem Fall so: Machen Sie die 1 zum Zähler und stellen Sie sie über den Bruchstrich. Aus der 3 machen Sie den Nenner und stellen sie unter den Bruchstrich. Sie erhalten 1/3. Diesen Bruch nehmen Sie mit sich selbst mal. 1/3 * 1/3 = 1/9. Es kommt also nur noch ein Neuntel der Lichtmenge an. Gerundet wwürde man sagen, dass nur noch 10 % der Lichtmenge am Objekt ankommen. Mit dieser Problematik haben wir als Fotografen leider bei jeglichem Einsatz von künstlichem Licht zu kämpfen. - Wie hieß der Mensch, der mit Ansel Adams das Zonensystem entwickelt hat?
Der Kollege von Ansel Adams hieß Fred Archer und war ebenfalls Fotograf der Californischen Szene. Hier ist er nie so bekannt geworden wie Adams oder Weston. - Was besagt die Sunny 16 Regel?
Die Sunny 16 Regel ist eine Belichtungshilfe, die Sie einsetzen können, wenn der Belichtungsmesser, sei es der kamerainterne oder der Handbelichtungsmesser versagt. Bei Sonnenschein können Sie mit Blende 16 und dem Kehrwert der Sensor- oder Filmempfindlichkeit zu einem guten Belichtungsergebnis kommen. Der Klassiker ist dabei natürlich bei ISO 100 1/100 und Blende 16 zu verwenden. - Was ist die optische Mitte?
Im Bereich der Fotografie werden Sie vorrangig bei der Anfertigung von Passepartouts mit der optischen Mitte konfrontiert. Wird ein Ausschnitt im Passepartout zentriert angelegt, erweckt dieser Ausschnitt bei Betrachtung den Eindruck, dass er eher etwas nach unten verschoben ist. Dies ist natürlich nur eine optische Täuschung und wird mit einer Verschiebung des Ausschnitts nach oben ausgeglichen. Dieser Ausgleich wird über das Verschieben der horizontalen Ausschnittmitte um ca. 3,2 % erreicht. Der Ausschnitt ist damit nicht mehr zentriert und scheint nicht mehr zu tief zu liegen sondern das Ergebnis wirkt ausgewogen. Die Berechnung über den Rand des Passepartouts anzustellen führt bei prozentualer Korrektur zu falschen Ergebnissen, da dann die Ausschnitthöhe Einfluss auf das Ergebnis hätte. - Was ist der hervorstechendste Vorteil eines C-Stands?
Ein C-Stand ist ein Lichtstativ, das vor allem von Beleuchtern in Filmproduktionen eingesetzt wird. Oftmals wird es mit einem kleinen Auslegearm (Boom-Arm) bestückt. Die Verbindung von Auslegearm und Stativ wird mit einem sogenannten Grip Head geschaffen. Ein zweiter Grip Head befindet sich am Ende des Auslegearms. Mit beiden Grip Heads ist praktisch jede Position eines Lampenkopfs zu erreichen. Der hervorstechndste Vorteil (ein Auslegearm kann auf diese Weise auch an jedem anderen Stativ befestigt werden) ist allerdings die Anordnung der Stativbeine. Durch diese Konstruktion ist es möglich, die senkrechten Stativstangen mehrerer Stative sehr nah nebeneinander zu platzieren. - Was bedeuten die Bezeichnungen t0,1 und t0,5 im Zusammenhang mit Blitzgeräten?
Die Werte t0,1 und t0,5 stehen für Messverfahren der Abbrennzeiten bei Blitzgeräten. Dabei wird die Leuchtdauer der Blitzröhre gemessen. In der Regel entfaltet sich das Ansteigen der Leuchtkraft schneller bis zur vollständigen Helligkeit als das Verglimmen nach Anschaltung. Beim t0,5 Wert wird ab dem Zeitpunkt gemessen, an dem die Blitzröhre 50 % ihrer vollen Leuchtkraft erreicht hat und die Messung wird beendet, wenn die Blitzröhre beim Verglimmen nur noch 50 % ihrer Helligkeit aufweist. Beim t0,1 Wert beginnt die Messung bereits nach Erreichung von 10 % der vollen Leuchtkraft und die Messung wird beendet, wenn nur noch 10 % der Leuchtkraft vorliegen. Die t0,1 Zeit ist logischerweise länger als die t0,5 Zeit. Die meisten Blitzgerätehersteller geben t0,5 Werte für Ihre Geräte an, da dies den Eindruck schnellerer Abbrennzeiten vermittelt. Wenn Sie Wert auf kurze Abbrennzeiten legen, um beispielsweise Bewegungen einzufrieren, sollten auf jeden Fall t0,1 Werte angegeben sein. Beim t0,5 Wert wird ja das Ende der Messzeit nach 50 % der Abglimmphase eingeläutet, 50 % bedeuten aber halbe Lichtleistung, was fotografisch betrachtet 1 Blende weniger Licht darstellt. Wenn Sie ene Aufnahme 1 Blende unterbelichten, wird ja immer noch Licht aufgezeichnet. Dies wird sich in einem Foto mit Bewegungsunschärfe äußern. Dieses Problem tritt bei Systemblitzgeräten aufgrund der Bauweise (kleinere Blitzröhre) weniger heftig auf als bei Studioblitzgeräten. - Welcher Fotograf hat das erste Negativ entwickelt?
Es war der Engländer William Fox Talbot, der dieses Negativ 1835 belichtete. Abgebildet war ein Erkerfenster seines Anwesens Lacock Abbey. An diesem Ort ist in einer Scheune ein Fotografiemuseum angesiedelt in dem das Negativ zu besichtigen ist. Ich war zweimal in Lacock Abbey. Beim ersten Mal wurde das Negativ einer Restauration unterzogen und konnte nicht besichtigt werden, beim zweiten Mal war das Negativ wegen einer Ausstellung dem Victoria & Albert Museum in London ausgeliehen worden und stand wieder nicht zur Besichtigung zur Verfügung. Noch ärgerlicher war, dass ich ein paar Tage vorher im Victoria & Albert Museum war, von der Ausstellung des Negativs aber nichts mitbekommen habe. Sollten Sie das Negativ mal besichtigen wollen, rufen sie vorher in Lacock Abbey an. - Wie hoch ist der maximale Kontrastumfang bei einem gedruckten oder abgezogenen Foto in etwa?
Der Kontrastumfang eines gedruckten oder entwickelten Fotos wird in erster Linie vom Weißheitsgrad des Papiers bestimmt. Zwar gibt es Papiere, die unterschiedliche Schwärzungsdichten erreichen, was aber relativ wenig Einfluss auf unser Sehempfinden hat, da wir im Schattenbereich weitaus weniger differenziert sehen als im Lichterbereich. Schon vor Jahrzehnten haben Wissenschaftler die Dichte der Schwärzung in verschiedenen Prints von Ansel Adams gemessen und manche dieser Prints hatten eine Maxximaldichte von 1,8 logD. Viele der heutigen Fine Art Papiere erreichen 2,3 logD, für den visuellen Eindruck ist das aber nicht so ausschlaggebend. Der Kontrastumfang, den wir durchschnittlich bei Fotopapieren wiedergeben können, beträgt 1:32, was wiederum 5 Blenden entspricht. - Welche Vorteile bringt die Profilierung einer Kamera?
Ein Weißabgleich passt nur den Umgang des Sensors mit der Farbe des Aufnahmelichts an. Die Profilierung einer Kamera hingegen präzisiert die Wiedergabe jeder einzelnen Farbe und setzt damit die Farbabstände der aufgenommenen Farben ins richtige Verhältnis. Ganz einfach ausgedrückt könnte man sagen, beim Weißabgleich findet eine Parallelverschiebung der Farben statt und bei der Profilierung die Anpassung einzelner Farben. Die Vorteile? Exakte Farbwiedergabe in den Fällen, wo es wirklich wichtg ist (z.B. Produktfotografie) und – gleiche Farbwiedergabe bei Nutzung unterschiedlicher Kameras.