Der Schuhkarton war für viele Menschen das Mittel der Wahl, wenn es um die Unterbringung von Fotografien ging. Fotoalben, Diakästen, Negativhüllen, Archivboxen, Portfolioschachteln, CDs, DVDs, USB-Sticks, Festplatten, Cloud – Die Liste der Aufbewahrungsorte ist ellenlang. Doch schon vor der Aufbewahrung sollten Sie sich einige Dinge im Umgang mit digitalen oder analogen Medien zu Herzen nehmen, damit Sie und Ihre Nachwelt sich über Ihre Arbeiten freuen können. Das oben abgebildete Buch ist ein Meilenstein in der Verarbeitung und Archivierung analoger Medien und sollte nicht mit dem gleichnamigen Titel des Autors Sam Abell verwechselt werden.
Filme
Vor der Entwicklung kommt natürlich die Belichtung und davor die Lagerung. Hier beginnt schon die archivfeste Verabeitung. Filme sollten kühl gelagert werden, vorzugsweise im Kühlschrank. Jeder gute Fotohändler hatte früher einen Kühlschrank in seinen Verkaufsräumen, um die lichtempfindlichen Emulsionen einem nur langsamen Reifungsprozess auszusetzen. Bei sehr langer Lagerung nimmt z.B. die Empfindlichkeit eines Films ab. Dies ist natürlich nicht mit verlängerter Entwicklung auszugleichen. Mit Einführung der Digitalfotografie verschwanden die Kühlschränke suksessive aus den Läden und die Filme lagen lieblos in den Regalen. Bei den zunehmend warmen Sommern, dieses Jahr war es ja zum Glück nicht so schlimm, sind die Filme miserablen Lagerungsbedingungen ausgesetzt. An den Kühlschränken kann man sehen, wer unter den Händlern den stabilen fotografischen Ergebnissen oder den reinen profitablen Geschäftszweigen zugetan ist.
Die Verarbeitung der Filme ist der nächste wichtige Schritt für archivfesten Bestand. Mechanische Beanspruchung sind in keiner Weise förderlich. Viel wichtiger ist jedoch die Wässerung der Filme. Umwelttechnisch ist dies sicherlich schädlich, ein Film hat aber nur dann eine vernünftige Überlebenschance, wenn er ordentlich und fließend gewässert wird. Jedwede Rückstände von Überresten des chemikalischen Entwicklungsprozesses kann zur Zerstörung der wertvollen Negative führen. Die Trocknung sollte staubfrei und möglichst nicht unter Einflüssen warmer Luft (Trockenschränke) stattfinden.
Bei der Lagerung der Negative sollten Sie archivfeste Hüllen verwenden. Hier gehen die Meinungen auseinander. Manche raten von Pergaminhüllen ab, andere nutzen sie. Die Alternative sind Hüllen aus Polypropylen und/oder Polyethylen. Diese sind klar und mit ihnen können Sie direkt Kontaktabzüge anfertigen, ohne die Negative aus der Hülle zu nehmen. Mich stört die statische Aufladung und die damit verbundene Staubproblematik.
Papiere in fotografischen chemischen Prozessen
Die Lagerung solcher Papiere sollte auch gekühlt stattfinden, weil die Veränderung der Emulsionen auch hier schneller voranschreitet, je wärmer die Lagerung ist. Bei den Fotopapieren gibt es Unterschiede zwischen Baryt- und PE-Papieren. Durch die offene, saugfähige Oberfläche bei Barytpapieren ist eine größere Aufnahme von Chemikalien gegeben und eine intesivere Wässerungsnotwendikeit ist somit die Folge. Ein Tonungsprozess oder eine Behandlung mit Sistan erhöhen die Archivfestigkeit nochmal erheblich, lösen aber eine zweite Wässerungsorgie aus. Um die Wässerungszeiten so kurz wie möglich und so lang wie nötig zu halten, ist der Einsatz einer Wässerungshilfe anzuraten. PE-Papiere nehmen viel weniger Chemikalien auf und unterliegen deshalb nicht einer langen Wässerungspflicht. Sie sind aber generell nicht für eine Langzeitarchivierung geeignet. Chemisch gestützte Kurzzeitwässerungen, wie sie z.B. in großen Entwicklungsmaschinen vollzogen werden, erzielen hervorragende Ergebnisse. Da die Papierkanten eine zusätzliche Eindringung der Chemikalien möglich machen, ist bei wirklich archivfester Verabeitung anzuraten, den Abzug auf einem größeren Papier zu erstellen. Den überschüssigen weißen Rand können Sie dann abschneiden und somit die kontaminierten Ränder entfernen.
Inkjet-Drucke
Hurra! Die erste Lagerungsmöglichkeit ohne Kühlschrank. Sie sollten dennoch extrem warme Lagerung vermeiden. Das richtige Papier mit den richtigen Tinten bedruckt und schon kann fast nichts mehr schiefgehen. Gute Materialien haben mittlerweile eine sehr gute Archivfestigkeit. Die Hersteller bewerben ihre Produkte auch entsprechend. Wie bei allen fotografischen Materialien ist natürlich direkter Hautkontakt zu vermeiden.
Aufziehen, Passepartouts und Hängung
Wenn Sie Ihre Arbeiten aufziehen wollen, dann sollten Sie einen archivfestes Aufziehträger verwenden. Dies kann z.B. der gleiche archivfeste Passepartoutkarton sein, hinter dem Sie ihr Foto bei einer Rahmung präsentieren. Die höchste Archivfestigkeit haben Baumwollkartons, ligninfrei sollten die anderen sein und wenn Sie einfache, gepuffferte Kartons verwenden, ist dies zumindest für einen mittleren Zeitraum möglich. Der Kleber spielt ebenfalls eine große Rolle, da er ja in direktem Kontakt mit dem Foto steht. Wie dramatisch sich Papiere verändern, können Sie mit einem einfachen und schnellen Test deutlich machen. Nehmen Sie zwei Kassenbons aus dem gleichen Thermopapier und kleben diese einmal mit einem Klebestift von Prit und einmal mit einem Klebestift von Uhu auf ein Blatt Kopierpapier. Schauen Sie sich das Ergebnis nach wenigen Wochen an. In einem Fall werden Sie erschüttert sein. Ähnliche Dinge geschehen mit Ihren Fotopapieren. Auch viele der handelsüblichen Klebefolien sind nicht archivfest und der Tod eines jeden Fotos. Wenn Sie vernünftige Rahmen verwenden, Alu ist hier das Mittel der Wahl, können Sie die Fotos auch ohne sie aufzuziehen direkt mit einem archivfesten Klebeband per T-Hängung am Passepartout befestigen.
Aufbewahrung
Immer wenn es um Lagerung von fertiggestellten fotografischen Materialien geht, sollten Sie prüfen, ob die Aufbewahrungsbehältnisse Stoffe enthalten, die schädliche Stoffe diffundieren. Austretende Gase oder chemische Reaktionen bei direktem Kontakt haben schon so manchem Foto den Garaus gemacht. Archivfeste Kartons und deren Unterbringung in Metallschränken, die in gut klimatisierten Räumen (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) stehen, sind die beste Aufbewahrungsmöglichkeit. Licht ist einer der großen Killer fotografischer Materialien.
Dateien
Dateien stellen Ihre zum Teil unwiederbringlichen Negative dar. Bei der Aufnahme sollten Sie, falls ihre Kamera über zwei Karteneinschübe verfügt, die jeweilige Datei zweimal schreiben lassen. Somit erstellen Sie eine direkte Sicherung bei der Aufnahme. Sollte eine Karte nicht mehr funktionieren, haben Sie eine zweite Karte mit der gleichen Datei. Das doppelte Fotografieren eines Motivs bringt zumindest Sicherheit, falls eine Datei nicht mehr lesbar ist. Eine zeitnahe Überprüfung der Aufnahmen am Rechner oder besser am Laptop vor Ort sichert auch die Wiedergabe aller Dateien.
Neben der Archivierung im Rechner sollten Sie mindestens eine weitere Sicherung auf einer zweiten externen Festplatte vornehmen. Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, deponieren Sie eine weitere externe Festplatte an einem anderen Ort, um die Dateien auch vor Diebstahl oder elementaren Ereignissen zu schützen. NAS-Laufwerke erleichtern den Umgang mit den Sicherungen und wenn Sie Cloud-Services vertrauen, ist dies eine weitere Möglichkeit, Dateien zu sichern.
Fazit
Allein die hier angesprochenen Themen sind derart umfangreich, dass dieser Beitrag nur die Oberfläche ankratzen kann. Er soll Ihnen einen Einstieg in die Thematik eröffnen. Ich habe bewusst auf Produktempfehlungen verzichtet, da der Markt auch hier sehr vielseitig ist und Sie sich für Ihre Bedürfnisse besser selbst tiefergehend weiter informieren. Für die Prüfung archivfester Materialien gibt es verschiedene Tests, die von den Herstellern der Materialien gerne in den Produktbeschreibungen erwähnt werden. Diese sind der PAT-Test und die Tests des Wilhelm Imaging Research. Bei der Normung von archivfesten Materialien gibt es bei DIN Irritationen und ich würde mich nicht auf eine reine DIN-Angabe verlassen.